Die Familie war mit mir in „Holland“. Meine Frau hatte einen günstigen Nach-Abi-Stundenplan, das Kind musste einmal nicht in den Kindergarten und ich, der arbeitssuchende Taugenichts, hatte die Erlaubnis von der Arbeitsagentur, von Freitag bis Montag wegzufahren.
Ich hatte meine Jacke vergessen, was nicht so schlimm war. Endlich konnte ich mir eine neue Wind-Regen-irgendwas-mit-einer-Tatze-drauf-Jacke kaufen. Das tat ich in Antwerpen, das für den Kölner auf dem Weg liegt. Eine sehr schöne Stadt, obwohl die Deutschen dort zweimal schlimm hausten. Wahrscheinlich tun sie das immer noch. Aber ich glaube, es ist nicht ganz so schlimm, drei Liter „Leffe blond“ in einen der zahlreichen McDonald’s zu kotzen.
Am Strand von Domburg angekommen, stellte sich der Jackenkauf als nötig heraus. Ein Steife Brise wehte da. Als Bewohner der Kölner Bucht, in der es auch im Winter stickig-schwül ist, kennt man das im Juni ja nicht so.
Wie es aber das Schicksal so wollte, verschwand der eigentlich sehr gemütliche Nebel recht schnell und es fühlte sich alles gleich wie Sommerurlaub an, während die Heimat absoff.
Ehrlich. Zuhause angekommen, waren wir froh, dass unser Keller trocken und unsere Stirn nur leicht gerötet war.
Middelburg war auch sehr schön, aber am Montagmorgen etwas sehr ruhig. Was aber sehr wohl tat, denn das Kind hatte drei Tage zuvor mit der Leselampe über seinem Sitz gespielt. Seine Eltern hatten das aber erst gemerkt, als sie den Wagen nicht mehr aufschließen konnte. Nach einer Panikattacke und einem Besuch in der Werkstatt neben an, die sofort half, konnte wir dann weiter.
Apropos Freundlichkeit. Es beschämt mich jedes Mal zutiefst, wenn ich bedenke, wie gut die „Holländer“ deutsch können. Und wir? Wir sind bestenfalls zutiefst beschämt, schlechtestenfalls grölen wir irgendwas von „Ohne Holland…“ Die Touristen in Domburg waren irgendetwas dazwischen. Zu fein zum Grölen, aber auch zu egoistisch, um ein einziges Mal „Dank u wel“ zu sagen. Hauptsache, das Kind kleckert nicht mit der Cocktailsauce vom Krabbenbrötchen auf die wattierte Schnöseljacke. Oder auf die neue Wind-Regen-irgendwas-mit-einer-Tatze-drauf-Jacke.
(Dieser Post entstammt der von Maximilian Buddenbohm geklauten Idee, den Instagram-Bildern etwas mehr Kontext zu geben. Und so habe ich mich an meinen Schreibttisch gesetzt, an dem es wegen dicker, alter Mauern viel zu kalt ist, und diesen Artikel geschrieben. Von Herrn Buddenbohm habe ich auch die Gewohnheit, die gerade gelesenen Bücher, zu fotografieren geklaut.)