Es ist Herbst. Das Wetter wird nasser, das Laub bunter, ich höre Black Metal (dazu später) und ich lese tolle Bücher, über die ich dann doch wieder meckern muss. Heute: Wolfgang Herrndorf, Diesseits des Van-Allen-Gürtels, rororo Taschenbuchdings, 8. Aufl. März 2015.
Ein großartiges Buch, über dessen Inhalt ich nur Elogen in höchsten Tönen von mir geben kann. Wolfgang Herrndorf als klug, witzig und stilistisch anbetungswürdig zu bezeichnen, hieße jedoch zu viele Adjektiv zu benutzen und Holz in den Wald tragen.
Worüber ich mich geärgert habe: Muss man ein so tolles Buch in eine so scheusslich billige Hülle stecken:
Der fallende Mann in Nadelstreifenhose! Dessen Gesicht vom eigenen Arm verdeckt wird. Dieses Bild schreit so sehr nach kostenlosem Testaccount bei einem Stockfoto-Onlineanbieter, dass ich gar keine Lust habe, mich zu fragen, ob der Typ für den Inhalt noch eine Rolle spielen wird. Der Hintergrund: Wolken. Tja-ha. Total witzig. Der Mann fällt aus allen Wolken. Hihi.
Die wirkliche Beleidigung: Die weinrote Groteske für den Namen und Serifen für den Titel. Wer macht so etwas?
Jemand der schnell viel Geld machen will, aber kein ordentliches Gehalt an Menschen zahlt, die das besser könnten? (ICH könnte das besser.) Jemand, der sich dann aber hinsetzt (in Talkshows, Podiumsdiskussionen oder an Stammtische) und darüber klagt, dass keiner mehr liest, dass das E-Book ja die Literatur trivialisiere und dass das Geld ja immer knapper werde, jetzt wo die VG-Wort ja nicht mehr ungestört das Geld, das den Autoren zusteht, herüber schaufelt?
Natürlich könnte man das als „Kapitalismus, halt“ mit der Schulter weg zucken. Aber hier wird ein Kunstwerk banalisiert, für den Bücherschrank oder sogar die Mülltonne vorbestimmt. Und darüber ärgere ich mich.
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