Verteidigung der Freiheit bei IKEA

Es gibt gute Ideen und es gibt schlechte Ideen. Und dann gibt es die guten Ideen, die dann an einem kleinen Detail nicht direkt scheitern und zu schlechten Ideen werden, aber zumindest ein Knirschen im Betriebsablauf verursachen. Ein Beispiel:
Gestern war unser Plan, das Kind zum Kindergarten zu bringen und danach gleich zu IKEA(1) zu fahren. Um 9.20 Uhr waren wir wie geplant da und stellten nach einiger Freude über die Leere darüber fest, dass es in Wirklichkeit schon relativ voll war. Dafür dass der Laden nämlich erst vierzig Minuten später aufmachte.
Um 9.30 Uhr strömten die Menschen dann doch durch die riesige Glastür, das Restaurant macht nämlich schon vorher auf. Wir strömten nach und nahmen auf einem der Sofas am Rand Platz. Ich wollte aber nicht eine halbe Stunde lang auf mein Handy starren und ging zu einem der dortigen Bücherregale.
Kennen Sie die Bücherregale bei IKEA? In meiner Kindheit standen da immer Dummies drin. Bücher, die nur aus Buchrücken bestanden, aber keine bedruckten Seiten hatten. Irgendwann gab es echte Bücher auf schwedisch, von denen ich auch nicht weiß, ob sie für IKEA geschrieben worden oder billige Ramschteile sind, die niemand haben will und ob das überhaupt Texte sind und nicht „Lorem ipsums“.
Gestern standen dann im Regal genau diese schwedischen Schinken, aber auch gebrauchte deutsche Bücher und ich freute mich sehr darüber, dass die Leute einen wilden Bücherschrank daraus gemacht haben. Bücherschrank heißt normalerweise, dass Omas Konsalik-Sammlung nicht weggeworfen werden muss. Bücherschrank heißt für mich selten „Oh toll, das Buch wollte ich schon immer einmal lesen.“
Gestern aber schon.

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#reading #ikea #latergram

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Gestern habe ich bei IKEA gesessen und Camus gelesen. Was sehr eigenartig ist, wenn um einen herum die erste Hölle losbricht und sich die ersten hydraartigen Menschenschlangen um die Kasse winden. Sätze zu lesen wie

„Es ist unsere tiefinnere Überzeugung, daß wir noch am Leben sind, weil wir nicht genug getan haben.“

ist erst recht merkwürdig, wenn einem der Duft der ersten Kötbullar des Tages in die Nase steigt.
Aber ich mag merkwürdig.

(1) Ich verzichte auf diesen „Schwedisches Möbelhaus“-Quatsch, o.k.?

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Meckern über Bücher III

Zwei Dinge vorab: Ich bin kein Historiker. Auch wenn ich das vielleicht im Suff oder in ähnlichen Situationen erwähnt habe oder noch erwähnen werde. Ich habe sechs Semester Geschichte studiert und habe es geliebt: Diese herrliche Bibliothek in der Rostlaube (jaha, ihr jungen Dinger, das Friedrich-Meineke-Institut der FU Berlin war ganz früher in der Rostlaube). Ihre verschlungenen Wege und ihre Nischen und Ecken. Jeden Tag war ich dort und habe dicke Bücher gelesen. Es war ein Traum. Dummerweise ist das zwar eine der Hauptarbeiten eines Historikers, aber nicht die einzige. Eine andere ist zum Beispiel das Schreiben. Ich habe nichts geschrieben. In 6 Semestern habe ich von den für das Grundstudium geforderten 6 Scheinen nur die zwei Grundkursscheine gemacht, für die ich nur ein Referat halten musste. Ich bin kein Historiker.
Zweitens: Ich liebe Dokus. Hätte ich ein Terra-X-T-Shirt, ich würde es tragen. Ungefähr 98% meines beträchtlichen Totwissens (Fakten, die kein Mensch braucht, die ohne Kontext auch völlig wertlos sind, also alles was im Wald meines Gehirns so herumliegt und vor sich hin rottet) beziehe ich aus Dokus. Phönix und Arte habe ich auf Programmplatz zwei. 3Sat auf drei. Manchmal schaue ich sogar die Hitler-Dokus auf N24, obwohl ich die Nase rümpfe. Hauptsächlich, weil ich sie schon auswendig kann. Meine Helden heißen nicht mehr Kirk Hammett, Tom Araya, oder Debbie Harry, nein, ihre Namen lauten Alexander Demandt, Sönke Neitzel und Brigitte Hamann.

Und eben Ian Kershaw. Dessen Buch heißt in der deutschen Fassung „Höllensturz“ ist bei der dva erschienen, sieht schick aus und ist ein Topbestseller. Jeder liest es oder hat es gelesen, so dass dieser Artikel nur dazu dient, meine Meinung kundzutun, nicht wirklich zu informieren. Es hat 703 Seiten plus Karten und Bibliografie, die so stattlich ist, dass ich mich gleich an meine Zeit als studentische Hilfskraft erinnert habe, als ich tonnenweise Titel aus dem Internet gezogen habe und sie unkritisch meinem Professor hingelegt habe und er sie ebenso unkritisch an seine Studenten ausgeteilt hat. Um es so zu machen, wie es mir bisher nicht gelungen ist, nämlich kurz: Das Buch hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es war leicht zu lesen und ich wusste schon alles. Es hat mich in meiner Klugheit und in meiner Kenntnis der historischen Abläufe von 1914–1949 bestätigt. Toll, nicht?
Nein, nicht toll. Wenn jemand 700+ Seiten in ein Buch schreibt und ich, der ich kein Historiker bin, wie ich vielleicht schon erwähnt habe, nichts Neues lernt, dann ist das nicht toll. Das Buch ist eine gedruckte Doku. Es ist nett, es unterhält und ja, man verblödet nicht sofort, weil es doch besser ist, als Pokemon zu spielen und es ist ein wirklich schönes Buch, aber irgendwie befriedigt das selbst mich nur so halb.
Ich habe aus dem Buch gelernt, dass das Deutsche Reich nach dem Krieg von der Inflation relativ angetan war, weil die Waffen und die Feldzüge mit Kriegsanleihen finanziert waren und 1000.000.000 Reichsmark zur Not auch hätten als halbes Pfund Butter ausgezahlt werden können. Das war es aber.
Ansonsten keine neue Theorie. Nichts. Auch der behandelte Zeitraum: Ich fand das zuerst interessant, dass er über die Zeit 1914–1949 schreibt und nicht mit „Und dann schoss sich Hitler in den Kopf“ endet. Aber auch die Nachkriegsjahre werden so schnell abgehandelt, dass man sie so wie sie sind im zweiten Teil als Wiederaufgriff des ersten abdrucken könnte.
Es hatte mich schon am Anfang enttäuscht, dass „Höllensturz“ einfach nur de erste Teil einer großen Darstellung des „kurzen 20. Jahrhunderts“ ist. Dass es also wieder am Ende des „langen 19. Jahrhunderts“ aufhört. Vielleicht ist diese Betrachtung ja für Historiker unumstößlich, aber sie langweilt mich. Es ist zudem sehr wirtschaftslastig. Die Grundaussage scheint zu sein: Wenn es wirtschafltich nicht so läuft, kommen Faschisten an die Macht.
Was mich aber regelrecht wahnsinnig gemacht hat, war die deutsche Übersetzung und sein Stil. Ich mag ja auch Einschübe wie oben:

Wenn jemand 700 Seiten in ein Buch schreibt und ich, der ich kein Historiker bin, wie ich vielleicht schon erwähnt habe, nichts Neues lernt, dann ist das nicht toll.

Aber irgendwie habe ich sehr oft das Gefühl gehabt, in Text und Übersetzung sei nicht die nötige Liebe und Sorgfalt geflossen.

 

Ironie? Britischer Humor? Ja, gerne immer. Oder lieber doch nicht immer:

 

Wie immer, wenn ich hier über Bücher meckere, munkele ich, dass Gewinnstreben über Sorgfalt geht:

Ich will nicht sagen, dass ich nie geschlampt und unordentlich redigiert hätte, aber dieses Buch ist von der Creme der englischen Historikergilde gelesen, von drei Personen übersetzt und mit der Deutschen Verlags-Anstalt auch nicht von irgendeiner Dissertationsklitsche publiziert worden, da hätte man noch einiges ausbügeln können.

 

Mein Resümee: Dieses Buch habe ich gerne gelesen, es hat mich gut unterhalten. Kauft es ruhig. Es hat auch ein Lesebändchen. Wenn ihr Historiker seid, kauft es euch auch. Hört bloß nicht auf mich.

I. Kershaw, Höllensturz, dva, 2016, 764 S.

Stzeinmeier

Vermutlich gibt es viel zu sagen und zu fragen. Ist Frank-Walter Steinmeier der richtige für das Bundespräsidentamt? Ist das überhaupt wichtig? Ist es nicht viel relevanter nach der Art und Weise zu fragen? Tut der Demokratie eine derart riesige Koalition gut? Ist es richtig, dass der Kandidat nach wenigen Minuten feststeht? Was das alles gekostet haben muss! Müssen Demokraten nicht die Augenbrauen runzeln, wenn der Kandidat im Hinterzimmer ausgekungelt wird, der eigentliche politische Gegner keinen besseren Vorschlag hat und die Presse kurz darauf und Wochen vor der Wahl das Ergebnis verkündet?
Ich weiß es nicht. Einerseits mag ich das Besonnene an Steinmeier, andererseits: Murat Kurnaz.
Einerseits ja gut, is’ halt große Koalition und LOL, CDU! Andererseits hilft das nicht wirklich, Medien und Politiker mit dem Volk zu versöhnen.
Was mich aber wirklich fertigmacht, sind diese vielen, vielen Tippfehler in den Onlinemedien kurz nach der Wahl. Warum?! Das Ergebnis stand doch fest! Ihr hättet nur die Uhrzeit in einen längst geschriebenen Artikel eintragen müssen! Aber nein, ich musstet hyperventilierend (Warum?) mit besoffenem Kopf (?) irgendeinen Quatsch ins Internet hämmern.

PS: Ich habe natürlich keinen Screenshot gemacht. Ich bin zu faul, ihr müsst mir und meinem Gefühl glauben. Es ist schließlich 2017.
PPS: Hier gibt es ein paar Beispiele.
PPPS: Jeder Tippfehler in diesem Text ist natürlich ironisch und nicht Zeichen eines blind ins Internet gehämmerten Meinungsdingens.

Rechtsstaat

Ich habe immer gelernt, dass in einem Rechtsstaat zu leben bedeutet, dass man durchaus ungerecht behandelt werden kann, aber auch die Möglichkeit hat sich zu wehren. Durch Gerichte zum Beispiel.

Nach der Wahl Trumps habe ich mich in meiner Panik sehr gerne von den Leuten einlullen lassen, die Andere, aber wahrscheinlich eher noch sich selbst damit beruhigen wollten, dass der US-Präsident gar nicht so viel Macht habe.

In dieser Woche erleben wir nun einen völlig entfesselten Mann, der per Dekret losregiert, dass man nur hoffen kann, dass er in einer Woche damit aufhört, um den Rest seiner Amtszeit mit Geldscheffeln zu verbringen.

Wo war bisher der Rechtsstaat? Waren die USA je ein solcher, wenn sich eine wild gewordene, schon recht schrumpelige Wutorange einfach so an einen Schreibtisch setzen und das Land und die ganze Welt mit seiner Unterschrift umkrempeln kann? Einfach so?

Es scheint leichte Spuren von Rechtsstaatlichkeit in der toxischen Suppe, die da im Moment gebraut wird, zu geben. EinE RichterIN in Brooklyn hat entschieden, dass das Einreiseverbot für Angehörige diverser überwiegend von Moslems bewohnter Staaten zu Chaos auf der Welt führt.

Genau das wollte Trump der Welt zeigen: Ich habe hier einen Stift und er ist wirklich mächtiger als das Schwert. Eine Unterschrift von mir kann die ganze Welt ins Chaos stürzen.

Die Frage ist nun: Können die Gericht helfen, den Rechtsstaat am Leben zu halten oder werden sie reine Interpreten der Regierungstätigkeiten eines Diktatoren, der nicht auf Gerichtsbeschlüsse hört?

Jetzt wird es spannend.
EDIT: Es war natürlich eine RichterIN.

Ein Eichhörnchen namens Deutschland

„Deutschland muss offener werden und schwuler. Und mutiger. Ja, viel mutiger. – Halt, Moment, vielleicht nicht schwuler. Nein. Auch nicht offener. Aber Deutschland muss definitiv mutiger … oh, ein Eichhörnchen! Guck mal, wie nett es die Walnuss frisst, die es im Herbst vergraben hat. Deutschland muss werden wie dieses Eichhörnchen: Keine Nüsse haben, aber wissen, wo man welche findet, egal, ob sie schon vergammelt sind.“

Na, frisch ist dieses Jahr auch nicht mehr!

Die Polizei hat am Silvesterabend mehrere Personen festgesetzt, die wie im Vorjahr wohl auf Stress aus waren. Genauer gesagt auf Frauenjagd. Aggressive junge Männer, überwiegend aus Nordafrika. Der Einsatz lief wohl zufriedenstellend, das heißt, er hat eine ähnliche Situation wie letztes Jahr unterbunden. Auf Kosten der Freiheit Einzelner wurde die Sicherheit Mehrerer gewährleistet. Der Einsatz (weniger) und die spätere Bezeichnung der Beteiligten als Nafris (am meisten) wurde kritisiert. Die Kritiker ihrerseits werden nun von Vielen mit Schimpf und Schande überzogen. Ich enthalte mich jeder Beurteilung und Bewertung mangels Sachwissen und Lust. Aber generell begrüße ich, dass ein Polizeieinsatz von und in der Öffentlichkeit auf den Prüfstand gestellt wird. Das Gekeife, dass man bitte mit der Diskussion aufhören müsse, dass die Polizei vorzügliche Arbeit geleistet habe und nun basta, halte ich im Jahr 2017, in dem öffentliche Diskussion, ja die Demokratie selbst auf immer wackligeren Füßen steht, für höchst bedenklich.

Zwei Höllenhunde für die Demokratie

Wie können wir ein Debakel der Demokratie, wie es die Wahl Donald Trumps nun einmal ist, in Zukunft vermeiden?

Die Frage geht an die Politik und die Medien. Jedenfalls wurden diese sehr schnell als Hauptverantwortliche, wenn nicht -schuldige erkannt.

Man ist sich relativ einig, dass die Beantwortung dieser Frage sehr schwer ist und eine Lösung des Problems in weiter Ferne scheint.

Heute stieß ich auf folgende Ansätze:

Lösung 1: Medien

Als Vertreter der Medien schlug ein Gastkommentator in der FAZ vor, dass Menschen nicht mehr wählen dürften, wenn sie nicht über eine gewisse intellektuelle Grundaustattung verfügten.

Message: „Ihr, die ihr euch abgehängt fühlt, wir nehmen euch nicht nur nicht ernst, wir entziehen euch einfach das Wahlrecht.“

 

Lösung 2: Politik

In ihrem Bestreben Politik als nicht so abgehoben, menschenfern und intrasparent begreiflich zu machen, prescht Hannelore Kraft vor:

Message: „Geht euch doch nichts an, Untertanen!“

Es ist wirklich schwer in diesen Tagen. Keiner weiß, was richtig und was falsch ist. Aber wenn sich Lösung 1 durchsetzen sollte, würden Sandro Gaycken, Hannelore Kraft und alle, die ihnen nicht geraten haben, noch einmal nachzudenken, ihr Wahlrecht verlieren.

 

UPDATE

PS: Es müsste Gnoseokratie heißen, du Dummschwätzer. γνῶσις, γνώσεως f. Fremdwörter werden aus dem GenitivStamm, der meist aus dem Genitiv oder dem Aoriststamm gebildet wird (und es gibt bestimmt noch einige Ausnahmen, aber darum geht es doch gar nicht Mensch). Wenn Klugscheißen, dann richtig.

9.11.

Kurze Version:

Ich habe Angst. Echte Angst. Angst um mein Leben und vor allem Angst um meinen dreijährigen Sohn.

Längere Version:

Mein Großvater kommt aus Thüringen und ist im Jahr 1928 geboren worden. Er erzählt wie alle Großeltern ungern vom Krieg. Eine Geschichte jedoch bekommen wir häufiger zu hören: Im Jahr 1945 sitzt er als sehr junger Mensch an der Flak und schießt einen englischen Kampfjäger ab. Der Pilot überlebt und wird gefangen genommen. Am nächsten Tag kommt die SS, um ihn abzuholen und die komplette Einheit meines Opas stellt sich vor den englischen Piloten, um ihm das Leben zu retten. Die SS-Leute wollen am nächsten Tag wiederkommen und das regeln. Die SS kommt weder am nächsten noch am übernächsten Tag, aber drei Tage nach dem Vorfall hört mein Großvater Panzer und bekommt es nun doch mit der Angst zu tun. Aber es ist nicht die SS, es sind amerikanische Panzer. In der Darstellung meines Großvaters folgt nun die Schilderung, wie wir sie schon oft gehört, gelesen und in Filmen gelesen haben: der gute Amerikaner, der Kaugummis verteilt und dem Schrecken ein Ende bereitet.

Doch in Thüringen werden die Amerikaner bald von dem Russen abgelöst. Den Russen schildert mein Opa zwar nicht durchgängig negativ („Arme Schweine eigentlich, sogar deren Autos waren alte amerikanische Kübelwagen.“), aber die Doktrin des katholisch aufgewachsenen jungen Mannes, der fünf Jahre alt war, als Hitler an die Macht kam, ist stärker: „Der Bolschewismus ist unser Untergang.“ Nach fast 10 Jahren flieht er mit seiner Familie ins Rheinland. Und lässt bis heute (naja, mal fragen, zumindest bis gestern) keinen Anti-Amerikanismus in seiner Gegenwart zu.

Ich bin der Enkel meines Großvaters, wurde katholisch erzogen und nachdem meine Eltern Anfang der 80er nach Berlin gezogen waren, war es mein Alltag, dass die Amerikaner uns vor den Russen (immerhin Plural!) beschützten. Für mich waren die Amerikaner immer die Guten. Kurz vor meiner Pubertät war ich von den USA besessen. „Ach wäre ich doch Amerikaner“, seufzte ich so manches Mal, wenn ich die Twin Towers auf Bildern oder im Film sah. Dann könnte ich durch New York laufen, auf der Golden Gate Bridge stehen und so coole Autos wie Sonny Crockett fahren. Das hat sich verwachsen und kam am 11.9. kurz als Echo zurück, als wir alle US-Bürger waren.

Heute bin ich sehr froh, kein Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika zu sein, obwohl wir gerade heute sagen müssten:

„Heute sind wir alle Amerikaner!“

Schon allein, weil dieser Irre uns mit den Codes für das Nuklear-Arsenal in der Hand hat.

Ich wünsche ihm und vor allem uns allen Berater, die ihm jeden Tag sagen: „Wenn Sie das tun, Mr. President, werden Sie den Rest ihres Lebens in einem Bunker statt in einem luxuriösen Appartement leben.“

Schlemmen mit Gerard Depardieu

Ich liebe diese Sendereihe, die momentan auf arte läuft, aber auch jederzeit im Internet abrufbar ist. Es ist Herbst und wenn ich nicht lese, schreibe oder Metal höre (Dazu doch nichts später), schaue ich, wie der Schauspieler Gerard Depardieu („Weltenbürger und Bonvivant“) mit seinem Freund, dem Koch Laurent Audiot durch den Matsch verschiedenster kulinarischer Regionen Europas stapft.

Sie lernen dort die einfachen, aber guten Zutaten regionaler Küche in grandiosen Landschaften kennen. Und treffen – ich hätte beinahe geschrieben: überfallen – dazu die Produzentinnen und Köchinnen der Gegend.

Warum ich das so gerne gucke? Zum einen die Landschaft. Wer die Sonntagsfilme im ZDF oder Tour de France wegen der Landschaft guckt, kommt hier voll auf seine Kosten. Zum anderen das Essen. Es sind immer die einfachen, aber guten Zutaten, die zu einfachen, aber köstlichen Gerichten verarbeitet werden.

Herrlich aber ist das Auftreten Depardieus: Als Bonvivant, was wohl französisch für „der Mann, der immer säuft und frisst“ ist, trampelt er in einer Art, die selbst die zurückhaltendsten Zuschauer als vollkommen geisteskrank bezeichnen müssen, durch Europa. Man kommt vor Entsetzen manchmal gar nicht dazu, etwas wie Fremdscham zu empfinden. Der Höhepunkt der Sendung sind aber die Gesichtsausdrücke der Menschen, die von Depardieu angebrüllt, umarmt und abgeküsst werden. Wie sie blicken, wenn er schwitzt, Grimassen zieht und Anekdoten erzählt, die entweder überhaupt nichts mit dem Essen zu tun haben oder nur zeigen sollen, dass er etwas besser weiß.

Schauen Sie sich das bitte an. Schöne Länder, gutes Essen und ein vollkommen gestörter Depardieu, das gibt es im Fernsehen kein zweites Mal.

Schlemmen mit Gerard Depardieu auf arte.